Seltene Oyster: Test der Rolex Oyster Perpetual Submariner Date LV
Rolex hat seine Submariner-Kollektion im Jahr 2020 überarbeitet und eine außerordentliche Nachfrage nach dem Oyster-Modell mit grüner Lünette ausgelöst. In unserem Test aus dem WatchTime-Archiv sehen wir uns diese neueste Ausgabe mit ihrem modifizierten Gehäuse und dem neuen Uhrwerk an, um zu sehen, ob sie dem Hype gerecht wird.

Wenn man sich bei einem Rolex-Händler umschaut, kommt jemand und fragt nach der neuen Submariner mit grüner Lünette – vergeblich. Die Nachfrage übersteigt das Angebot um ein Vielfaches, was den Hype um dieses Modell noch verstärkt. Und das wiederum spiegelt sich in den Preisen wider, die von den Händlern festgelegt werden. Die grüne Submariner hat die Daytona und die GMT-Master II “Pepsi” als begehrteste Rolex-Modelle überholt. Dies ist keine künstliche Verknappung. Rolex kann einfach nicht genug Uhren bauen, um alle potenziellen Kunden zufrieden zu stellen – das gilt nicht nur für die Stahlversionen, sondern auch für die Stahl-Gold- und Ganzgoldvarianten.
Aber warum ist der Hype um die grüne Version bei weitem am größten, obwohl jedes Submariner-Modell aktualisiert wurde? Zum einen ist sie die einzige Stahlversion, die sich sichtbar von ihren Vorgängermodellen unterscheidet. Die “Hulk”, die sie ersetzt, hat neben der grünen Lünette auch ein grünes Zifferblatt mit Sonnenschliff. Das Zifferblatt des neuen Modells ist schwarz. Rolex hat eine Farbkombination wiederbelebt, die der Hulk vorausging, die von 2003 bis 2010 existierte und unter dem Spitznamen “Kermit” bekannt war, mit einem schwarzen Zifferblatt und einer grünen Aluminiumlünette. Ein zweiter Grund ist, dass diese beiden grünen Modelle bereits viel beliebter waren als ihre schwarzen Pendants in der Submariner-Kollektion. Interessanterweise kehrte Rolex auch zu der früheren, eleganteren Gehäuseform zurück, die bei der Kermit verwendet wurde. Das “Maxi”-Gehäuse mit seinen breiten Bandanstößen und dem großen Kronenschutz wurde mit der Einführung der Keramiklünette eingeführt.

Größere Auster
Zunächst haben die Abmessungen für einige Verwirrung gesorgt. Die Spezifikationen des neuen Rolex-Modells zeigen ein größeres Gehäuse mit 41 mm statt 40 mm. Aber wenn man die beiden Modelle nebeneinander legt, sieht die neue Uhr fast kleiner aus. Tatsächlich ist das Oyster-Gehäuse nur geringfügig gewachsen, von 40,3 mm auf 40,8 mm. Die wesentlich kleineren Bandanstöße machen sie jedoch schlanker als ihre Vorgängerin. Das Oyster Armband misst nun 21 mm zwischen den Bandanstößen, statt 20 mm, und auch die Schließe ist 1 mm breiter.
Alles in allem und ohne direkten Vergleich sind die Unterschiede, abgesehen von den zierlicheren Bandanstößen, kaum wahrnehmbar. Abgesehen von etwas breiteren Zeigern hat sich das Zifferblatt nur wenig verändert, es sei denn, es handelt sich um die Submariner LV, wie bei unserer Testuhr eine Anspielung auf die Referenznummer 126610LV, die für lunette verte (grüne Lünette) steht. Das glänzend schwarze Zifferblatt des Standardmodells steht im Gegensatz zum grünen Sonnenschliff auf dem Zifferblatt des Vorgängermodells. Was passt besser? Das bleibt Geschmackssache. Die Hulk war eindeutig extrovertiert, während die neue Version einen bescheideneren Charakter hat und eher wie eine Werkzeuguhr aussieht. Die Farbe der Keramiklünette bleibt gleich, während sich die ältere Kermit-Uhr durch ihre dunklere Aluminiumschiene deutlich unterscheidet.

Anderes Kaliber
Neu ist auch die kleine Krone auf dem Zifferblatt zwischen dem Schriftzug “Swiss made”, die, wie bei anderen Rolex-Modellen, für das neuere Kaliber 3235 steht. Rolex hat mehr als 90 Prozent der Komponenten seines Kalibers 3135 verändert und 14 Patente für seine Entwicklung erhalten. Vor allem die Stoßdämpfung und die Zuverlässigkeit wurden verbessert. Der Aufzug ist effizienter und baut die Gangreserve schneller auf, was unter anderem dem neuen kugelgelagerten Rotor zu verdanken ist. Jetzt können manche Menschen den Rotor hören, der früher lautlos war.
Der wichtigste Faktor für den Träger ist die erhöhte Gangreserve, die von 48 auf 70 Stunden erhöht wurde. Rolex erreichte diese Steigerung durch eine dünnere Federhauswand, die den Einsatz einer längeren Triebfeder ermöglicht, sowie durch die innovative Chronergy-Hemmung, die den Wirkungsgrad der Schweizer Ankerhemmung um 15 Prozent erhöht. Ermöglicht wird dies durch die veränderte Geometrie und die skelettierte Form, die ihr Gewicht reduziert. Das Ankerrad aus einer Nickel-Phosphor-Legierung, das im LIGA-Verfahren (UV-Lithographie, Galvanoformung, Guss) hergestellt wird, ist unempfindlich gegenüber Magnetfeldern, und die neue Unruhspirale verbessert zudem die antimagnetischen Eigenschaften. Die blaue Parachrom-Spirale aus einer Niob-Zirkonium-Legierung wurde bereits in anderen Modellen verwendet, ebenso wie der Paraflex-Stoßdämpfer. Die Endschläge in der Unruh können mit einer Schraube eingestellt werden, und die Breguet-Spirale auf der Unruhspirale sorgt für ein konstantes Funktionieren der Spiralfeder, ebenso wie die freischwingende Feinregulierung über die Microstella-Muttern auf der Innenseite der Unruh.
Obwohl das neue Kaliber, wie immer bei den Oyster Modellen, unter einem Stahlboden arbeitet, ist es mit einem Sonnenschliff auf dem ausgeschnittenen Rotor und auf der Automatikbrücke, einem Linienschliff auf den Stahlteilen, einigen abgeschrägten Kanten und polierten Schraubenköpfen verziert.

Superchronometer?
Rolex hat 2015 strenge Vorgaben gemacht, um die Bezeichnung “Superlative Chronometer” mit neuem Leben zu füllen. Diese Bezeichnung tauchte erstmals Ende der 1950er Jahre auf dem Zifferblatt auf, als Rolex-Modelle noch genauer liefen, als es für ein Chronometer-Zertifikat erforderlich war. (Die Chronometeragenturen haben diese höchste Kategorie später abgeschafft.) Zusätzlich zum Chronometerzertifikat der unabhängigen Schweizer Prüfstelle COSC, die das Uhrwerk testet, stellen die Rolex-Uhrmacher das Gehäuse auf noch strengere Werte zwischen -2 und +2 Sekunden pro Tag ein.
Unsere Testuhr hat diese Werte auf unserer Witschi-Zeitmessmaschine nicht ganz erreicht. Sie wurde in jeder Position gemessen und zeigte einen Durchschnittswert von -2,3 Sekunden pro Tag. Die Rate an den einzelnen Positionen blieb jedoch nahe bei -1 bis -4 Sekunden pro Tag.
68 Jahre alt, aber immer noch modern
Es bestand eigentlich keine Notwendigkeit, das allgemeine Design zu verbessern. Obwohl die Uhr erstmals 1953 entworfen wurde und im Laufe der Jahre nur minimale Änderungen erfahren hat, wirkt das Design der Submariner weiterhin robust und modern. Man sieht ihr ihr Alter ganz sicher nicht an. Das liegt vor allem an der glatten, spiegelnden Keramiklünette, dem glänzenden schwarzen Zifferblatt und dem flachen, reflektierenden Saphirglas. Sie verleihen der Submariner die Eleganz, die es möglich macht, diese Uhr mit einem Anzug genauso gut zu tragen wie mit einem T-Shirt und einer Jeans.
Leider beeinträchtigen diese Merkmale – insbesondere das flache, spiegelnde Glas – die Ablesbarkeit, die ansonsten hervorragend ist, auch dank der Antireflexbeschichtung auf der Innenseite des Glases. Aufgrund der vergrößerenden Zyklopenlinse kann das Datum nur von vorne abgelesen werden. Die hohe Vergrößerung der Linse ermöglicht es jedoch vielen weitsichtigen Menschen, das Datum ohne Brille zu sehen.

Dank ihrer geringen Höhe von nur 12 mm hat die Submariner ein schlankes und elegantes Aussehen. Sie bietet weiterhin eine für Taucher ausreichende Wasserdichtigkeit von 300 Metern. Die Triplock-Krone verfügt über fünf Dichtungen, um Feuchtigkeit fernzuhalten, und Gehäuse und Armband sind aus dem korrosionsbeständigen 904L-Edelstahl gefertigt, den Rolex “Oystersteel” nennt.
Ein weiteres Highlight der Submariner ist die leicht drehbare Lünette mit ihren klangvollen Klicks in Halbminutenschritten. Hartkeramik sorgt für eine kratzfreie Oberfläche. Die in den Keramikring eingelassenen Ziffern und Indexe sind mit einer dünnen Platinschicht versehen. Diese passt gut zu den hochwertigen geschwungenen Weißgoldzeigern und den applizierten Markierungen.
Helles, leuchtendes Material
Die Ablesbarkeit ist ein weiteres perfektes Merkmal. Die Rolex-eigene “Chromalight”-Leuchtmasse leuchtet hell. Seine kühle blaue Farbe ist auch bei schwachem Licht gut zu erkennen und schont die Augen. Das leuchtende Dreieck bei 12 Uhr und die stabförmigen Markierungen bei 6 und 9 Uhr bieten eine klare Orientierung. Der Nullpunkt auf der Lünette leuchtet ebenfalls hell und der Sekundenzeiger hat einen Leuchtpunkt zur Funktionskontrolle.
Der glatte Gehäuseboden, die saubere Innenfläche der Schließe und die Geschmeidigkeit des Stahlarmbands tragen zum Tragekomfort der Uhr bei. Die einzelnen Glieder des Armbands sind gewölbt und passen sich der Form des Handgelenks an. Die Abstände zwischen den Gliedern bleiben konstant, auch wenn das Armband gebogen wird, was ein Einklemmen oder Ziehen an den Haaren verhindert.
Der Sicherheitsbügel und der leicht zu öffnende Hebel an der Unterseite verhindern ein ungewolltes Öffnen des Armbands. Die Schließe, die Krone und die Lünette sind leicht zu greifen und zu bedienen. Die Qualität der Verarbeitung und des Finishs ist hier und bei der gesamten Uhr beeindruckend. Die Seiten des Armbands, der Schließe und des Gehäuses sind poliert, während die oberen Flächen gebürstet sind.

Es spricht für eine Uhr, wenn nur der Vorgänger zeigt, was verbessert werden kann. Die Proportionen sind nun harmonischer – das breitere Armband und die schlankeren Bandanstöße verleihen der Uhr ein eleganteres Aussehen und setzen die Tradition der Submariner fort. Das neue Uhrwerk überzeugt mit einer beachtlichen Gangreserve, auch wenn die Gangresultate nicht ganz den strengen Normen entsprechen. Tragekomfort, Ablesbarkeit, Bedienung und Ausführung entsprechen dem Rolex-Maßstab. Auch der Preis ist angemessen. Der Hype ist also gerechtfertigt: Rolex hat die beste Submariner aller Zeiten gebaut. Bleibt nur noch zu wünschen, dass Sie eine bekommen können.
MERKMALE:
Hersteller: Rolex SA, Rue François-Dussaud 3-7, 1211 Genf, Schweiz
Referenznummer: 126610LV
Funktionen: Stunden, Minuten, Sekunden, Datum
Uhrwerk: Eigenes Kaliber 3235, Automatik, Chronometer, 28.800 U/min, 31 Lagersteine, Hack-Mechanismus, Schnellverstellung des Datums, Paraflex-Stoßsicherung, Glucydur-Unruh mit Regulierschrauben, Parachrom-Spirale mit Breguet-Spirale, Chronergy-Hemmung, 70 Stunden Gangreserve, Durchmesser = 28,5 mm, Höhe = 5,37 mm
Gehäuse: Edelstahl, einseitig drehbare Lünette mit Keramikspur, flaches, auf der Innenseite entspiegeltes Saphirglas mit Cyclops-Datumsscheibe, verschraubte Krone, Gewindeboden aus Edelstahl; wasserdicht bis 300 m
Armband und Schließe: Edelstahlarmband, Sicherheitsfaltschließe mit inkrementellem Verlängerungsstück
Gangresultate (Abweichung in Sekunden pro 24 Stunden):
Zifferblatt aufwärts -1
Zifferblatt abwärts -2
Krone aufwärts -3
Krone unten -2
Krone links -2
Krone rechts -4
Größte Abweichung 3
Durchschnittliche Abweichung -2,3
Durchschnittliche Amplitude:
Flache Positionen 287°
Hängende Positionen 246°
Abmessungen: Durchmesser = 40,8 mm, Anstoßbreite = 21 mm, Höhe = 12 mm, Gewicht = 151 Gramm
Preis: $9.550